Geschäftsprozesse organisieren die Wertschöpfung eines Unternehmens, indem sie Aktivitäten koordinieren, die Ziele einer Geschäftsstrategie umsetzen und dabei Ressourcen integrieren. Um die einzelnen Prozessschritte auszuführen, benötigen Geschäftsprozesse vor allem Wissen als strategische Ressource. Wissen entwickelt sich aus Informationen, wenn diese mit menschlichem Vorstellungsvermögen und Engagement zusammentreffen. Geschäftsprozesse erzeugen also nicht nur immaterielle und/oder materielle Güter, sondern auch Wissen, das in diesen implizit enthalten ist. Während sich explizites Wissen in Prozessmodellen bspw. über Modellierungssprachen und Notationen objektiv weitergeben lässt, kann implizites Wissen als subjektives und kontextspezifisches Wissen nur schwer erfasst und kommuniziert werden.

„Ästhetische Geschäftsprozesse“ möchten als ein Wissensmanagementkonzept implizites Wissen in Geschäftsprozessen sichtbar und erlebbar machen. In Anlehnung an die Neue Ästhetik von Gernot Böhme, geht es darum, die Atmosphäre von Geschäftsprozessen als Spektrum zu visualisieren. Die Visualisierung bietet dabei die Möglichkeit, im Zusammenspiel von Sehen, Denken und Fühlen, Geschäftsprozesse ganzheitlich zu erfahren. Patterns helfen dabei mit ihrem Format, die Lebendigkeit von Geschäftsprozessen gemeinsam zu analysieren, zu visualisieren und schließlich zu dokumentieren. Der Architekt Christopher Alexander entdeckte Patterns als lebendige Strukturen in der Architektur. Die Lebendigkeit steht auch bei Business Process Patterns im Mittelpunkt. Business Process Patterns visualisieren konkret die Beziehungen in Geschäftsprozessen, die zu guten, oftmals gemeinsamen Praktiken führen.

Als Plattform möchte der Pattern Pool „Visual BP“ verschiedene Business Process Patterns sammeln und diese in visualisierter Form zur Verfügung stellen. „Visual BP“ entstand in einem Hochschulprojekt, das durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des INTERREG-Programms Deutschland-Niederlande kofinanziert wurde. Studierende des Maschinenbaus und des internationalen Wirtschaftsingenieurwesens haben darin erste Business Process Patterns erfasst und diese gemeinsam mit Unternehmen visualisiert. Die Business Process Patterns sind dabei als experimentelle Prototypen zu verstehen, die gemeinsam reflektiert werden und inspirieren wollen.

Ziel von „Visual BP“ ist es, Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, eigenständig oder zusammen mit Studierenden, ihre eigenen Business Process Patterns zu visualisieren und in neuen Geschäftsprozessen zu kombinieren. Die Veröffentlichung von Business Process Patterns auf www.visual-bp.de soll in erster Linie den Ideenaustausch fördern und ist nicht mit einer Rechts- oder Unternehmensberatung verbunden. Damit geht auch kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit der Patterns einher.

Wir starten nun ein zweites Projekt im Rahmen der ESF-Richtlinie Soziale Innovation, in dem wir die Visualisierung von implizitem Wissen gemeinsam mit regionalen Unternehmen weiter entwickeln und schließlich Wissensmanagement in Geschäftsprozessen verankern.